Förderung
EU Förderung für Ambient Assisted Living – AAL Förderbereich Homemonitoring
Problem der fehlenden Vernetzung in der Altenhilfe
In den europäischen Ländern nimmt die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen zu. In Deutschland beträgt der Anteil ca. 25%, rund 2,8 Mio. Menschen sind pflegebedürftig und nehmen Leistungen der Pflegeversicherung SGB XI in Anspruch.
Bislang sind die verschiedenen gesetzlich vorgeschriebenen Versorgungsbereiche
- Altenhilfe (§ 71 SGB XII)
- ambulante Pflegeleistungen (§ 36 SGB XI und § 37 SGB V)
- technische Assistenz in der Pflege (§ 78 SGB XI)
- Versorgung chronisch Kranker - Disease Management Programme (§ 137 f SGB V)
- Telemonitoring (§87 Abs. 2a SGB V und E-Health-Gesetz)
nicht vernetzt und daher kaum als individuell-gebündelte Leistungskomplexe für hilfebedürftige und chronisch kranke Menschen zu finanzieren. Auch das Case- und Netzwerkmanagement stellt bislang keine Regelleistung dar, sondern ist in diversen Einzelvorschriften zu finden.
Projektziel
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wurden über drei Jahre in sechs europäischen Ländern die unterschiedlichen Betreuungs- und Behandlungsleistungen für ältere Menschen in einer Vergleichsstudie analysiert, neue Versorgungsstandards insbesondere mit Blick auf die Implementierung innovativer Telematik-Infrastrukturen entwickelt und in einer kontrollierten Verlaufsstudie erprobt. Bei positiven Wirksamkeitsnachweisen können diese neuen Versorgungsarrangements für ältere Menschen in die Regelfinanzierung der verschiedenen Länder transferiert werden.
Länder
- Dänemark
- Deutschland
- Estland
- Italien
- Schweden
- Spanien
Berlin
Pflegewerk Managementgesellschaft
Teilnehmerzahl
380 (Studiengruppe und Kontrollgruppe),
60 TN in Berlin
Technik
Einheitliche Telematikinfrastruktur für alle Projektländer
- Diverse Umfeldsensoren (Rauchmelder, Bewegungssensor, Wasserdetektor etc.)
- Vitalmonitoring: Vitalsensoren (Waage, Blutdruck, Pulse/Oximeter, Asthmamonitor, Glucometer, EKG)
- Central Unit für die Bluetooth gestützte Datenübertragung
- Videokommunikation zwischen Arztpraxen, Klinik, mobile Dienste, Koordinierungsstelle etc.
- Mobiler Notruf mit Sturzsensor
- Kommunikationsportal mit elektronischer Patientenakte
Indikationen
- COPD
- Diabetes
- Chronische Herzinsuffizienz
Einschlusskriterien
Alter ab 60 Jahren
Ausschlusskriterien
Demenz, Heimbewohner
Kooperationspartner
- TU Berlin: Umsetzung der Telematikinfrastruktur mit Kliniken
- Uni Ulm: Wirksamkeitsstudie für Homemonitoring
- Uni Bamberg: Erprobung neuer Dienstleistungssettings
- BAGSO: Beratung bei dem Aufbau regionaler Strukturen der Altenhilfe
- AOK Berlin: Umsetzung von integrierten Versorgungsverträgen
Evaluation
Radomisiertes Kontrollgruppendesign (RCT) im Rahmen der Versorgungsforschung.
Erhebungsinstrumente für die Erfolgsmessung
- SF 36 (Lebensqualität)
- HADS (Versorgungssituation von Patienten mit COPD)
- Clinical Indicators (Sturz, Krankenhausaufnahme etc.)
- Monitoring der Vitalparameter und des Alarmmanagements
- Kosten-Nutzenbewertung im Rahmen der gesundheitsökonomischen Evaluation
- Erhebungsin0strument für die Patientenzufriedenheit
Zielsetzung/Projektimplementierung
Die Leistungen des AAL-Projektes setzen sich aus folgenden Teilaufgaben zusammen·
- Erprobung von Homemonitoring insbesondere für ältere, pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen unter laufender Kontrolle der Vitalparameter und des Alarmmanagements
- Integration von Umfeldsensoren innerhalb eines integriertem Alarmmanagements
- Einsatz eines zentralen Datenportals für die Verlaufsbeobachtung, die zentrale Dokumentation (Messwerte/Variablen der Umfeldsensoren) und das Alarmmanagement
- Praxisnahe Informationsvernetzung im regionalen Projektverbund unterstützt durch die Koordinierungsstelle und mit Einsatz einer integrierten, elektronischen Fallakte (elektronische Patientenakte ePA)
- Entwicklung von integrierten und altenhilfegerechten Dienstleistungen unter gemeinsamer Festlegung von Versorgungsstandards innerhalb des regionalen Projektverbundes
- Marktanalyse und Planung der Projektverstetigung im Rahmen eines regionalspezifischen Businessplanmodells, das bundesweit repliziert werden kann
- Politikberatung im Rahmen von Surveys und Regionalanalysen insbesondere zur Finanzierung über die Regelversorgung
Zeitraum
2007-2011; 2 Jahre Intervention, 1 Jahr Projektverlängerung durch die EU
Erfolgsbewertung der EU-Kommission
Auszeichnung als Best-Practice-Projekte im Rahmen von AAL in der Abschlusskonferenz Juni 2012 in Trieste
Zusammenfassende Studienergebnisse
- Signifikante Identifikation von bislang nicht erkannten Diabetikern
- Gesundheitsökonomische Effekte durch Reduzierung von Krankenhausaufnahmen und Verweildauerverkürzung
- Verbesserung der Lebensqualität gem. SF 36
- Deutliche Reduzierung von Heimaufnahmen von 60 %
- Reduktion von Stürzen um 20%
Veröffentlichungen
- Buchveröffentlichungen
- Abschlussbericht
- Fachbeiträge