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08.05.2015

Tierischer Besuch im Haus Curamus

Mit Gebell, heftig wackelnder Rute und feuchtem Hundekuss erwartete Feechen, vier Hundejahre alt, am letzten Sonnabend im April Bewohnerin Frau Gaidus, 102 Jahre alt, im Tagesraum des Hauses Curamus in der Dahlemer Ladenbergstraße.
Na, Hundchen, freust dich wohl, begrüßte diese die Hündin und verpasste ihr eine erste Streicheleinheit. Es sollte an diesem Tag nicht die letzte sein.



Feechen, blondgestromter Chihuahua-Terrier-Mix mit leichtem Überbiss und schriller Stimme, ist Staffelmitglied des Vereins Rettungshunde Mantrailer-Berlin e.V. und demonstrierte mit sieben weiteren kleinen, mittelgroßen und großen Hunden interessierten Bewohnern im Curamus zwei Stunden lang, wie toll Hundenasen funktionieren.
Mit sogenannten Geruchsartikeln, das können Haarbürsten, Kleider oder auch nur die Atemluft sein, spüren die Hunde vermisste oder versteckte Personen auf, erklärte Feechens Chefin, Hundetrainerin Katharina Pieper, 47.
Sie ist Ausbilderin im Rettungshundeverein Mantrailer-Berlin e.V., einer gemeinnützigen Organisation mit acht ehrenamtlichen Hundeführern, die ihre Dienste und die ihrer zehn Hunde Tag und Nacht kostenlos zum Aufspüren oder Wiederfinden von Menschen einsetzen. Ob vermisste Kinder oder Senioren, die Spürnasen auf vier Pfoten finden dank ihres hervorragenden Geruchssinns alle Versteckpersonen, so der Fachbegriff für Trainingseinheiten, wieder auf.
Drei bis fünf Jahre dauert die Ausbildung der Hunde, bis diese gelernt haben, die Spuren über mehrere Wohnetagen, Fahrstühle, in Mülltonen, über Straßen durch die Stadt oder über Waldwege und hinter geschlossenen Türen zu verfolgen.
Am Ende gibt es eine Belohnung: Hundewurst und Streicheleinheiten.
Nach Einführung und Begrüßung aller Anwesenden von Betreuer Raphael Thieme zum Training Mantrailing im Seniorenheim ließ sich Schwester Manuela Otto als Erste suchen.
Pudel Kasimir, sieben Jahre alt, braune Lockenfrisur, startete in seiner Dienstkleidung, einem Suchgeschirr, am Schwesternzimmer und hatte Frau Otto nach wenigen Minuten gefunden.
Nun verschwand Frau Ewert auf ihrem Zimmer in der zweiten Etage. Und Feechen war an der Reihe. Der Chihuahua-Mix bekam als Geruchsprobe die Jacke der Bewohnerin zum Beschnüffeln und nahm die Spur auf. Während Feechen suchte, ging es unter den Bewohnern im Tagesraum zum Thema Hunde heiß her. Ja, manchen kann man das Kläffen nicht abgewöhnen, sagte Frau Lippitz über Feechens andauerndes Gebell. Sie hatte für die Hunde extra eine Tüte Leckerli mitgebracht.
Eieiei, jetzt wird sie gesucht, ließ sich Frau Meyer vernehmen. Während Herr Neumann zögerlich dem schwarzen Labrador-Mix Frizzi ein Stück Hundewurst schenkte. Herr Krugmann erzählte von seiner Tochter Beate, die aber nur drei Katzen und leider keinen Hund mehr hat. Und dann erschien nach zehn Minuten Frau Ewert wieder: Die hat mich jefunden und janz bejeistert mit dem Schwänzchen jewackelt, berichtete sie. Und freute sich: Na, mich mögen die Hunde ja sowieso alle.
Frau Stille, auch ein alter Hase in Hundeangelegenheiten (ich hatte immer Hunde), fuhr in ihrem Rollstuhl kreuz und quer durch den Raum und hinten in den Garten, um ihre Spur zu verwischen. Aber auch das war kein Problem für Spürnase Josy, obwohl die Labrador-Pointer-Mix-Dame erst im zweiten Ausbildungsjahr Mantrailerin ist. Und während Chef-Tochter Vivienne, mit sieben Menschenjahren mit Abstand die jüngste Versteckperson, mit Pflegedienstleiter Ronny Kreuch zur Tankstelle lief, um ein Eis zu essen, machte sich Frau Schütze auf, um den weißblühenden Rhododendron in Nachbars Garten auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu betrachten.
Schäferhündin Wicked hatte Vivi (Geruchsprobe war Vivis Haarspange) und ihren Papa nach zweieinhalb Minuten Straßeabsuchen schnell gefunden, jedoch nicht schnell genug für Vivi, die ihr Eis bereits aufgegessen hatte und dem Hund nichts mehr abgeben konnte.
Auch Frizzi fand Frau Schütze schnell. Nicht allerdings ohne vorher noch kurz im Foyer das Futter von Hauskatze Mipi zu vertilgen. Herr Oehmke gab schließlich ein vorher zerknülltes Taschentuch als Geruchsprobe ab, bevor er zu seinem Zimmer in der dritten Etage gebracht wurde. Hier dauerte es allerdings eine ganze Weile, bis der siebenjährige Collie-Mix Mikosch die Spur mit dem Fahrstuhl bis zum richtigen Zimmer verfolgen konnte. Trotzdem schenkte ihm Herr Oehmke eine halbe Dauerwurst.
Das wichtigste ist die Treue eines Hundes, erklärte er, seine Hand im schwarzen Hundefell vergraben. Seine Bekannte, Frau Lippitz, von derselben Etage fasste den Besuch der Hundestaffel zusammen: Das war wirklich schön und hat Spaß gemacht, sagte sie, die kommen ja hoffentlich bald mal wieder.

Margarete Raabe, Auszubildende im Pflegewerk Haus Curamus gGmbH

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