Pflege eines Fieberkranken

Temperaturanstieg als Immunabwehr

Mit Temperaturerhöhungen reagiert unser Körper auf krankheitsauslösende Ereignisse. Infektionen mit Bakterien oder Viren bei Masern oder Grippe, Entzündungen, Blutvergiftungen, der Zerfall von Eiweiß im Körper nach Auflösung von Blutergüssen oder Knochenbrüchen, Allergien und Störungen im Wasserhaushalt gehören zu den häufigsten Auslösern. Aber auch psychische Verstimmungen können Fieber hervorrufen. Fieber ist also keine eigenständige Krankheit, sondern eine Abwehrreaktion des Körpers. 


Bei Fieber laufen Stoffwechsel und die Immunabwehr auf Hochtouren, denn bei höheren Temperaturen vermehren sich Krankheitserreger nur langsam. Ab einem bestimmten Grad ist Fieber für den Körper jedoch belastend und kann sogar lebensgefährlich werden. Fieber wird daher ab einer Temperatur von 39,0° C behandelt, wobei die allgemeine Verfassung und Fieberreaktion des Kranken berücksichtigt werden sollte. Die Fieberbehandlung besteht in fiebersenkenden Maßnahmen und sehr sorgfältiger Pflege. Die Behandlung der Grunderkrankung wird gleichzeitig begonnen. Fieber kann unterschiedliche, bei einigen Erkrankungen typische Verläufe nehmen.


Messen der Temperatur

Notieren Sie bitte daher immer die gemessenen Werte mit Zeitpunkt und Meßart, sie erleichtern die Diagnosenstellung des Arztes. Einen langsamen Temperaturanstieg verkraftet der Organismus besser. Ein rascher Anstieg belastet den Kranken mehr und kann mit Schüttelfrost einher gehen. Der Fieberabfall kann ebenfalls langsam oder schnell erfolgen. Sinkt die Temperatur langsam, kann sich der Körper der Umstellung anpassen. Fällt die Temperatur sehr rasch, ist der Körper sehr stark belastet und es kann, allerdings selten, zu einem Kreislaufkollaps kommen.

 

Die Temperatur sollte drei mal täglich gemessen werden. Die Messung sollte wenigstens morgens nach dem Aufwachen (niedrigste Temperatur) und am Nachmittag (höchste Temperatur) und natürlich nach Bedarf durchgeführt werden. Die Messung sollte am liegenden, ruhenden Kranken vorgenommen werden. Zur Vermeidung von verfälschten Werten ist nach körperlicher Aktivität, Anstrengung oder Aufregung eine halbstündige Ruhepause angezeigt. Bei Fieber wird nach dem Temperaturabfall auf normale Werte noch weitere drei Tage gemessen.
 

Folgende Meßarten stehen zur Verfügung

 

  • Axillare Messung (in der Achselhöhle): Das Thermometer wird in die trockene Ach­selhöhle eingelegt. Auf guten Hautkontakt und lange Meßdauer (acht bis zehn Minuten) ist zu achten. Der Arm ruht im rechten Winkel auf dem Bauch. Nachteile sind die ungenaue Mes­sung bei nicht korrekter Durchführung.
  • Orale Messung (in der Mundhöhle oder unter der Zunge): Das Thermometer liegt unter der Zunge, der Mund wird vorsichtig geschlossen. Der Meßwert liegt 0,3° C höher als bei der axillaren Messung. Es wird fünf Minuten lang gemessen. Nachteil ist, daß das Thermometer von unruhigen oder geistig verwirrten Menschen und Kindern abgebissen werden kann.
  • Rectale Messung (im Rectum/Mastdarm): Sie ermöglicht die genauesten Ergebnisse. Der Meßwert liegt 0,5° C höher als bei der axillaren Messung. Das Thermometer wird angefeuchtet oder aus Hygienegründen mit einer speziellen Schutzhülle versehen. Unter drehenden Bewegungen wird das Thermometer vorsichtig in den After eingeführt. Bei unruhigen oder verwirrten Kranken wird das Thermometer festgehalten. Die Meßzeit beträgt zwei bis drei Minuten.

 

Die Pflege

 

Der Fieberkranke klagt über ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Kopf- und Muskelschmerz. Er ist ruhelos, hat keinen Appetit, unter Umständen bestehen Übelkeit und Erbrechen. Das Durstgefühl ist sehr groß, durch das Schwitzen geht viel Flüssigkeit verloren. Die Haut ist anfänglich kühl, später heiß und trocken, bei höheren Temperaturen sind Schweißausbrüche möglich, die Urinausscheidung ist gering, es kann zur Obstipation kommen. Der Puls und die Atmung sind beschleunigt. Der Kranke hat glänzende Augen und Fieberbläschen können sich an den Lippen entwickeln.

 

  • Jeder Fieberkranke muß sorgfältig beobachtet werden, um kritische Veränderungen sofort zu erkennen und an den Arzt weiterzuleiten.
  • Ein gut gelüftetes Zimmer und eine Zimmertemperatur zwischen 17 und 19°C empfindet ein Fieberkranker als angenehm, bei Lichtempfindlichkeit sollten Vorhänge den Raum abdunkeln.
  • Besonders zu beachten ist die Hautpflege bei Fieberkranken, da die Haut schneller zum Wundwerden neigt. Ober die tägliche Ganzwaschung hinaus können Teilwaschungen mit lauwarmem Essigwasser vorgenommen werden. Die kühlenden Abwaschungen wirken gleichzeitig fiebersenkend. Die Haut benötigt in jedem Fall eine Rückfettung mit einer Körperlotion, um sie geschmeidig zu halten.
  • Der trockene Mund und spröde, aufgerissene Lippen werden regelmäßig mit Feuchtigkeit versorgt. Der Mund kann mit in Kamillentee getränkten Mulltupfern ausgewischt werden, die Lippen mit einem Lippenpflegestift oder fettreicher Creme gepflegt werden.
  • Wichtig ist der häufige Wechsel der verschwitzten Leib- und Bettwäsche, um der zusätzlichen Gefahr des Erkältens und Wundliegens zu begegnen. 
  • Die durch das Schwitzen entstandenen Flüssigkeits- und Mineralverluste müssen durchreichlich Getränke und entsprechende Speisen aufgefangen werden. Günstig sind viele flüssig breiige Speisen wie Suppen, kräftige Fleischbrühen, leichte Gemüsekost. Notieren Sie möglichst die getrunkene Flüssigkeitsmenge.
  • Bettruhe ist je nach Zustand des Kranken sinnvoll.

Fiebersenkende Maßnahmen

 

Das bekannteste Mittel ist der Wadenwickel. Nach ca. zehn bis fünfzehn Minuten, wenn die Wickel Körpertemperatur erreicht haben, werden sie gewechselt. Dies geschieht etwa drei bis viermal, eine Pause wird eingelegt. Die Temperatur wird gemessen (eine Absenkung um ein Grad ist ausreichend) und die Wadenwickel können entfernt werden.

Kaltkompressen oder eine Eisblase können in die Leiste gelegt werden. Bei längerer oder kontinuierlicher Anwendung werden die Blutgefäße enggestellt und die Wirkung läßt nach.


Lindenblütentee darf ohne ärztliche Anordnung zum Fiebersenken gegeben werden. Weitere Maßnahmen müssen vom Arzt angeordnet sein, z.B. Antibiotikagabe. Febersenkende Mittel wie Aspirin oder Paracetamol, die freiverkäuflich in der Apotheke erhältlich sind, können gegeben werden, es sollte aber in Absprache mit dem Arzt geschehen. 

 

Schüttelfrost

 

Durch Krankheitskeime kommt es zu einer Störung im Wärmeregulationszentrum. Mit Frösteln, Kältegefühl, dann Muskelzittern, Zähneklappern und Gänsehaut beginnt der Schüttelfrost, gleichzeitig steigt das Fieber rasch an. Die Haut ist blaß, kühl und feucht. Dem Kranken wird von außen Wärme zugeführt, etwa durch heißen Tee, Wärmflasche, Heizkissen. Während der zweiten Phase ist der Kranke meist sehr unruhig und ängstlich, er benötigt viel Zuwendung und Trost.

Jetzt werden kühle Getränke und das Waschen des Gesichtes mit kaltem Wasser als angenehm empfunden. In der letzten Phase kommt es zu starkem Schweißausbruch und die Temperatur sinkt. Der Schweiß ist großperlig und warm. Ist er kleinperlig und kalt, kann er einen Kreislaufkollaps ankündigen. Der Kranke wird erst frisch gemacht und die Wäsche gewechselt, wenn die Temperatur gesunken ist. Anschließend braucht der Kranke Ruhe und Schlaf.