Im Alter erblindet - Helfen durch Ändern des eigenen Verhaltens

Augen- und Stoffwechselerkrankungen führen im Alter in seltenen Fällen zur Blindheit. Zwei Formen der Erblindung sind dabei zu unterscheiden: Der Grüne und der Graue Star, auch bezeichnet mit dem medizinischen Fachbegriff Glaukom. 

 

Glaukom (engl. Glaucoma), der sogenannte Grüne Star, ist die Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen des Auges, die mit einer vergrößerten Papillae des Sehnerven und zumeist auch mit einer Erhöhung des Augeninnendrucks einher gehen. Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen in Industrieländern. Es gibt verschiedene Formen des Glaukoms.

 

1. Primäres Glaukom mit offenem Kammerwinkel (Glaucoma simplex): Eine meist in höherem Lebensalter manifest werdende chronische Erkrankung, die unbehandelt zum allmählichen Funktionsverlust des Auges führt. Dabei treten im Anfangsstadium keine Beschwerden auf. Erst im Spätstadium kommt es zu Gesichtsfeldausfällen. Ein bereits eingetretener Glaukomschaden ist irreversibel. Deshalb sollten ab dem vierzigsten Lebensjahr regelmäßig prophylaktische Kontrollen des Augeninnendrucks durchgeführt werden.

 

2. Primäres Glaukom mit verschlossenem Kammerwinkel (Winkelblockglaukom): Es ist in der Regel eine akute Form mit anfallartiger starker Erhöhung des Augeninnendrucks. Im Frühstadium sehen die Betroffenen Nebel und Regenbogenfarben und haben sehr starke Kopfschmerzen mit Übelkeit, teilweise verbunden mit Erbrechen.

 

3. Sekundäres Glaukom: Es äußert sich mit einer Augeninnendruckerhöhung infolge einer anderen Augenerkrankung oder einer Systemerkrankung. Zahlreiche Ursachen liegen dem zugrunde: die Neubildung krankhafter Blutgefäße infolge einer Minderdurchblutung bei Diabetes Mellitus, die Verletzung des Kammerwinkelgewebes nach einem Trauma, die sekundäre Verlegung der Abflußwege durch Stoffwechselprodukte (z.B. bei länger dauernder Cortisoneinnahme), das Pigmentglaukom, Entzündungen des Auges oder Tumoren. Die Ursachen sind durch eine gezielte Therapie behandelbar. 

 

Zu nennen ist noch das Glaucoma chronicum simplex 4, ein angeborenes Glaukom.

 

 

Die Pflege von erblindeten Menschen erfordert sehr viel Feingefühl und die Fähigkeit, sich in die veränderte Wahrnehmung des Betroffenen hineinversetzen zu können. Vielleicht haben Sie schon einmal das Gedicht von den sechs blinden Weisen gelesen, die zu einem Elefanten gingen, um etwas von ihm zu erfahren. Weil sie jedoch alle blind waren, konnten sie den Elefanten natürlich nicht sehen. Jeder Weise berührte den Elefanten an einer anderen Stelle, um festzustellen, wie sich das Tier anfühlte. 

Jeder mache eine andere Feststellung: Der erste fiel gegen die Seite des Elefanten und beschloß, daß ein Elefant mit einer Mauer zu vergleichen ist. Der zweite berührte den Stoßzahn, worauf er den Elefanten mit einem Speer verglich. Der dritte fühlte den Rüssel und meinte, daß Elefanten wie Schlangen seien. Der vierte betastete das Bein des Tieres und verglich Elefanten mit Bäumen. Der fünfte berührte das Ohr und dachte, Elefanten seien wie Fächer. Der sechste, der den Schwanz des Elefanten ergriff, traf die Feststellung, daß alle Elefanten wie Seile seien.

Am Schluß dieser Geschichte von John Godfrey Saxe stritten sich die Männer lauthals, jeder beharrte stur auf seiner Meinung. Obwohl jeder teilweise recht hatte, irrten sie doch alle. Diese Fabel macht sehr deutlich, wie verschieden die Wahrnehmung der Umwelt für jeden Menschen ist. Und ein blinder Mensch nimmt seine Umwelt noch einmal ganz anders wahr als ein Sehender. Darauf ist der Fokus bei der Pflege von erblindeten Menschen zu richten. Der Erblindete erlebt jetzt die zuvor unbewußten emotionalen, gesellschaftlichen und psychischen Funktionen seiner verloren gegangenen organischen Fähigkeit.

 

Regeln für die Pflege
 

Blind ist nicht hilflos. Lernen Sie zu unterscheiden, an welcher Stelle der Blinde Ihrer Hilfe bedarf und wo sie zu enden hat. So können Sie die Hand des Blinden vor dem Setzen auf die Stuhllehne führen - setzen kann er sich jedoch noch immer selbst.

Beachten möglicher Gefühle. Dazu zählen: Unsicherheit, Angst vor unerwarteten Hindernissen beim Laufen, Beklemmung bei lauten Geräuschen, intensive Empfindung von Sonnenstrahlen und Luftzug.

Sich Zeit nehmen. Das Tempo sollte der Sehbehinderte, der Blinde angeben. Als Führender sollten Sie kleine Schritte machen.

Vor dem Tun kommt immer das Sprechen! Körperkontakt ist wichtig. Er vermittelt Sicherheit. Das Ordnungsgefühl des Blinden achten. Erkundigen Sie sich nach den von ihm gewünschten Plätzen für seine Gegenstände und Kleidung. Sie sollten sie immer an dieselben Stellen legen.

Orientierungshilfen schaffen. Miteinander sprechen und einen gemeinsamen Umgang üben hilft bei der Neuorientierung. Der Sehende ersetzt dem Blinden einen Teil der Wahrnehmung durch die Sprache. Es kann hilfreich sein, den Angehörigen darüber zu unterrichten, was beispielsweise in einem Raum vor sich geht. Andere Menschen im Raum sollten vorgestellt und das, was sie gerade tun, beschrieben werden. Es gilt, langsam zu erspüren, was dem Sehbehinderten oder Blinden wichtig ist und ihm eine Zeit lang "die Augen leihen".
 

Sicherheit und Orientierung vermitteln
 

Auch Pflegende selbst stellen sich natürlich immer namentlich vor. Sie kündigen dem Blinden an, wie sie berühren und was sie vorhaben. Wichtig für Blinde sind konstante Bewegungsabläufe, die Sicherheit und Orientierung vermitteln. Andere Sinne sollten bewußt trainiert werden: Riechen, Schmecken, Tasten, Hören. 

Blinde Rollstuhlfahrer sind zu informieren, wohin sie gefahren werden. Die zeitliche Orientierung kann leicht geschaffen werden durch Glocken- und Tischuhren ohne Glas, Gong, Orientierungstafeln und Kalender mit ertastbaren Buchstaben und Zahlen. Telefone mit besonders großen Tasten sind im Handel erhältlich. Der Gebrauch sollte anfangs geübt werden.

Durch einen Handlauf zur Toilette und zum Badezimmer wird der Weg dorthin erleichtert. Die Höhe eines Sitzes ertasten lassen, bevor sich jemand hinsetzt. Beim Führen des Blinden den Unterarm erfassen lassen. Ziehen oder schieben Sie ihn nicht. Geben Sie dem Blinden auch beim Essen Orientierungshilfen. Bewährt hat sich zum Beispiel das nautische System: das Fleisch liegt "bei drei Uhr", das Gemüse "bei sechs Uhr". Im hohen Alter Erblindende kommen mit der Verwirrung schlechter zurecht als junge Menschen. Deshalb ist es hier besonders wichtig, immer wieder für eine Orientierung zu sorgen.