Leben mit der Parkinson-Krankheit

Im Jahre 1817 stellte der Mediziner und Forscher J. Parkinson das Phänomen dieser nach ihm benannten Erkrankung erstmals vor. Bis heute sind die Ursachen nicht bekannt. Im Volksmund spricht man von der "Schüttellähmung".

 

Zwei im Mittelhirn gebildete Botenstoffe sind für den reibungslosen Bewegungsablauf nach erfolgten Impulsen durch das Zentrale Nervensystem verantwortlich. Bei der Parkinsonschen Erkrankung bildet sich das Gewebe eines dieser Botenstoffe zurück, so daß der andere überhand nimmt und so zur Ursache der motorischen Störungen wird.

Drei Hauptsymptome sind zu benennen:

 

  1.  Akinese - Verzögerung oder Hemmung aller Bewegungen
  2.  Rigor - andauernde gesteigerte Grundspannung der Muskulatur; der Betroffene verspürt eine Steifheit der Gelenke
  3. Tremor - Zittern; verursacht durch regelmäßige, unwillkürliche Muskelkontraktionen.

Die Pflege von Menschen mit der Parkinson-Krankheit muß der extremen Einschränkung gerecht werden und auf die drei oben genannten Symptome reagieren. Die Behandlung der Krankheit erfolgt auf verschiedenen Ebenen. 


Die Medikamentöse Therapie ist mit Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall, Unruhe und Magen-Darm-Beschwerden verbunden. Diese sollten exakt dokumentiert werden, um dem Arzt die Möglichkeit der Regulation zu geben. Da die Steifigkeit und Antriebsarmut am Morgen am schlimmsten sind, sollten die ersten Medikamente eine halbe Stunde vor dem Aufstehen mit einer kleinen Mahlzeit verabreicht werden. Dann fällt das Aufstehen leichter. Grundsätzlich ist eine Einnahme zu festen Zeiten wichtig. So wird ein konstanter Spiegel der Medikamente möglich. 

 

Die Bewegungstherapie hat für Betroffene Priorität, da sie der Bewegungseinschränkung, als das hervorragendste Symptom empfunden, entgegenwirkt. Dabei werden Bewegungsabläufe wieder neu geübt, so daß diese harmonischer und fließender ausgeführt werden können. Dies betrifft insbesondere den schlurfenden Gang, das Aufrichten, den Beginn einer Bewegung allgemein, die Richtungsänderung einer einmal begonnenen Bewegung und das Beenden einer Bewegung. Zusätzlich führt die erhöhte Muskelspannung zu der typischen Körperhaltung bei der Kopf und Oberkörper nach vorn geneigt sind, Arme und Beine gebeugt und nach innen gedreht. 

 

Dies wiederum führt in Verbindung mit dem abfallenden Blutdruck zu der von den Betroffenen ängstlich wahrgenommenen Fallneigung. Deshalb ist im Umfeld der Kranken darauf zu achten, daß Stolperfallen beseitigt werden. Dazu zählen Teppiche, umherstehende Kleinmöbel und scharfkantige Gegenstände. Die Bewegungstherapie hat noch andere positive Aspekte. Einerseits wird die Selbständigkeit so lange wie möglich erhalten und damit das Selbstbewußtsein der Betroffenen gestärkt. Zum anderen fördert körperliche Aktivität den Schlaf.

Parkinson-Kranke leiden aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit und der Unruhe unter Schlafproblemen. Zu wenig Schlaf und Müdigkeit aber verstärken die Symptome. Deshalb ist auf einen regelmäßigen Tagesrhythmus und feste Bettgeh-Rituale zu achten. Dies können sein: ein warmes Fußbad (Wärme wirkt sehr entspannend), Milch mit Honig oder Entspannungsübungen z.B. autogenes Training. 

 

Die Atemgymnastik wird ebenfalls als sehr angenehm empfunden. Sie dient der Vorbeugung von Infekten der Luftwege, die durch die flache Atmung schnell entstehen können. Wie die Bewegungsübungen sollten auch die Atemübungen mehrmals täglich mit der Pflegekraft bzw. den Angehörigen durchgeführt werden.

 

Die Ergotherapie zielt darauf ab, die gestörte Feinmotorik zu verbessern. Die Störung zeigt sich in alltäglichen Verrichtungen. So wird es schwierig, einen Knopf oder Reißverschluß zu öffnen, eine Tasse festzuhalten, zu schreiben oder das Messer zu führen. Neben den gezielten Übungen gibt es eine Reihe von Hilfsmitteln, die eine große Selbständigkeit erhalten. Rutschfeste Unterlagen, Nagelbretter, Bestecke mit großen, besonders geformten Griffen oder Tassen mit zwei Henkeln. Kleidungsstücke sollten mit Klettverschlüssen oder Gummizügen versehen sein.
 

Ein angenehmes Äußeres stärkt das Selbstwertgefühl
 

Neben diesen Therapiemöglichkeiten und Hilfsmitteln gibt es noch eine Reihe von anderen Hinweisen, die bei der Pflege von Parkinson-Kranken beachtet werden sollten. Die Talgproduktion ist erhöht. Die Haut glänzt immer fettig, was den Betroffenen ein Gefühl der Unsauberkeit vermittelt. Dies wird verstärkt durch eine erhöhte Schweißsekretion. Hier leisten Kleidungsstücke aus Naturfasern, die locker am Körper sitzen, gute Dienste, da sie den Schweiß aufnehmen. Das Gesicht sollte mehrmals täglich mit einer milden Waschlotion gewaschen, aber nicht mit einer Fettcreme behandelt werden. Die Haare fetten ebenfalls sehr stark und sollten je nach Bedarf öfter als gewöhnlich gewaschen werden.

Die Bewegungsarmut betrifft auch die Gesichtsmuskulatur. Das Gesicht wirkt wie eine Maske, hinter der bestenfalls Traurigkeit oder Ängstlichkeit zu erkennen ist. Dies täuscht aber, die Emotionen sind trotz der mangelnden Ausdrucksfähigkeit nach wie vor vorhanden. 

Das Sprechen wird leise, langsam, monoton und unverständlich. Fordern Sie den Betroffenen auf, viel mit anderen Menschen zu sprechen. Das übt, und gleichzeitig können Sie etwas über die Gefühle erfahren. Die gesteigerte Speichelproduktion behindert beim Sprechen. Ist der Betroffene nicht in der Lage, den Speichel zu schlucken, rinnt er aus dem Mund. Ein Taschentuch sollte immer griffbereit liegen. Ein locker um den Hals getragener Schal kann dieses als peinlich empfundene Symptom etwas verbergen.
 

Ernährung und Speisen in Gesellschaft
 

Wichtig zu wissen ist auch, daß Rigor und Tremor sich bei Aufregung, Kälte und Ermüdung verstärken, während Schlaf, Entspannung und Wärme diese Symptome vermindern. Viele Parkinson-Kranke leiden unter Verstopfung. Eine ballaststoffreiche Kost und mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag wirken dem entgegen. Ebenso sind hier die täglichen Bewegungsübungen hilfreich. Bei Harnverhalt ist der Arzt zu konsultieren, hier kann mit Klopftraining unterstützend geholfen werden. Bei beginnender Inkontinenz ist besonderes Augenmerk auf die Hautpflege zu richten. Ein Toilettentraining sollte durchgeführt werden.

 

Ein großes Problem für die Menschen mit Parkinson sind die unkontrollierten, zittrigen Bewegungen beim Essen. Die Speisen fallen von der Gabel oder dem Löffel, Getränke werden verschüttet. Der Kranke bekleckert sich und seine unmittelbare Umgebung. Das wiederum ist ihm peinlich und so meidet er die Gesellschaft anderer Menschen. Dies gilt es zu verhindern, da diese Menschen ansonsten schnell in die Isolation gehen. Geeignetes Eßgeschirr wurde oben bereits beschrieben. Große Servietten verhindern ein Beschmutzen der Kleidung. Platzdeckchen sollten abwischbar sein.

 

Folgende psychische Auffälligkeiten begleiten eine Parkinson-Krankheit häufig
 

  • Der Betroffene leidet unter Depressionen
  • Er wird lustlos und zeigt Antriebsarmut
  • Das Denken und die Auffassungsgabe sind verlangsamt
  • Das Interesse an der Umwelt nimmt ab


Hier ist es Aufgabe von Angehörigen und Pflegenden, unterstützend zu wirken. Bedürfnisse und Befindlichkeiten sollten immer wieder genau erfragt werden. Beschäftigungen und Hobbies sollten nicht einfach aufgegeben werden. Vielmehr kann hier die Ergotherapie gute Dienste leisten, unterstützt von den Beschäftigungen mit den Angehörigen. Zu Kontakten sollte der Betroffene trotz der Lustlosigkeit und Antriebsarmut immer wieder angehalten werden. Schmerzhafte Erfahrungen in Bezug auf Außenkontakte sollten einfühlsam begleitet werden, so daß eine Verarbeitung möglich ist. Ins Bockshorn muß man sich davon nicht jagen lassen.