Unsere Gelenke tragen uns ein Leben lang

Arthrosen sind die am häufigsten vorkommende Gelenkerkrankung im Alter

Der Grund dafür liegt in der hauptsächlichen Ursache der Krankheit - der Abnutzung des Gelenkknorpels, wie sie durch Fehlhaltung, Unfall oder Überbeanspruchung entsteht.

Andere Ursachen sind familiäre Disposition, Adipositas, und andere. Neben der Rückbildung des Knorpelgewebes und des Knochens an den gelenknahen Rändern (Randwulstbildung), kommt es zu Randzacken und erheblichen Deformierungen des Gelenkes.

 

Die Knochen selbst unterliegen im Verlauf des Alterns einer Entkalkung Osteoporose, wodurch es ebenfalls zu Veränderungen an den Gelenken kommt. Arthrosen sind somit keine entzündlichen Gelenkerkrankungen, sondern zählen zu den Verschleißerscheinungen. Das Manifestationsalter liegt zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr. Frauen wie Männer sind gleichermaßen betroffen.

Bemerkbar macht sich diese Erkrankung zuerst durch Schmerzen in den Gelenken, besonders durch den sogenannten Anlaufschmerz. Das ist der Schmerz bei Bewegung nach einer längeren Ruhephase, zum Beispiel nach langem Sitzen oder Liegen. Die Gelenke können ein- oder doppelseitig befallen sein. Im fortgeschrittenen Stadium fühlt man beim Auflegen einer Hand auf das jeweilige Gelenk ein Reiben, deutlich hörbar sind Knacken und Knarren der Gelenke.

 

Am häufigsten erkranken Hüft-, Knie- und Fußgelenke sowie die Gelenke am unteren Ende der Wirbelsäule - die Kreuz-Darmbein-Gelenke. Sind die Gelenke der Wirbelsäule betroffen, nennt man das Spondylosis. Für die Vorbeugung und Pflege der Erkrankung ist es von Bedeutung, die Ursachen näher zu betrachten. So sollen nun drei Formen von Arthrose und die Möglichkeiten des therapeutisch-pflegerischen Einwirkens näher erläutert werden.

 

1. Die Kreuz-Darmbein-Arthrose ist wenig bekannt, doch ist sie eine häufig vorkommende Ursache von ausstrahlenden Schmerzen. Unsere Wirbelsäule trägt den Rumpf, den Kopf und beide Arme - über die Hälfte unseres Körpers hat in ihr den mechanischen Ankerpunkt. Verankert ist diese Last in zwei Gelenken, die fast keine Beweglichkeit, sondern vor allem Tragefunktion haben. Unterstützend wirken dabei kräftige, starke Bänder, die zur Abfederung dieser Last beitragen. Schmerzen treten meist erst dann auf, wenn weitere Belastungen hinzukommen.

Das sind

 

  • Formveränderungen der Wirbelsäule, Bandscheibenschäden
  • Hohlkreuzhaltung, besonders bei Frauen
  • Rundrückenhaltung
  • Erkrankungen der Hüften - Hüftarthrosen führen durchaus zuerst zu Schmerzen in den Kreuz-Darmbein-Gelenken. 

Durch die allmählich zunehmende Einsteifung des Hüftgelenks kann der Oberschenkel beim Gehen nicht mehr wie gewöhnlich nach hinten bewegt werden, erst durch die zusätzliche Hohlkreuzverbiegung der Lendenwirbelsäule, die zu entsprechenden Schmerzen führt, läßt sich das Bein voll strecken.

 

Beschwerden in den Kreuz-Darmbein-Gelenken können sehr unterschiedlich sein

Typischerweise treten sie im Gelenk selbst auf und sind dann als dumpfe Schmerzen im Gesäß zu spüren. Sie können aber auch in die Rückseite des Beins oder nach vorne in die Leisten- und Schamgegend ausstrahlen.

Unterleibsschmerzen bei Frauen sollten nach einer gynäkologischen Abklärung somit auch orthopädisch untersucht werden. Bei den Arthrosen gehört die Krankengymnastik zu den wichtigsten therapeutischen Maßnahmen. Dazu zählen das Erlernen einer besseren Steh- und Sitzhaltung oder die Kräftigung der Bauch- und Gesäßmuskulatur. 

 

Schmerzlindernd wirkt das Tragen eines "Becken-Gurtes". Das Liegen auf dem Rücken in "Stufenbettlage" mit waagerecht hochgelegten Unterschenkeln kann ebenso wie das Liegen in Seitenlage mit einem Kissen unter dem angewinkelten Bein Entspannung im Bereich der Kreuz-Darmbein-Gelenke bringen.

 

Durch eine gekrümmte Sitzhaltung können die Kreuz-Darmbeingelenke zu sehr belastet werden. Eine Abstützung der Lendenwirbelsäule durch ein festes Kissen hilft, diese Überdehnung zu vermeiden.


2. Die "einhälftige" Kniearthrose - auch das gesunde Knie wird an der Innenseite zu fünfzig Prozent höher belastet als außenseitig. Deshalb entwickelt sich eine Kniearthrose in den meisten Fällen zuerst am inneren Knierand. Mit dem zunehmenden Schwinden des Knorpels im Arthrosebereich kommt dann noch ein weiterer Faktor hinzu: je dünner der Knorpel an der Innenseite wird, um so mehr kippt das Bein in eine O-Bein-Form, wodurch die Belastung der Innenseite noch zusätzlich erhöht wird.

Die außenseitige gesunde Seite des Gelenks hingegen wird gleichzeitig immer weniger in Anspruch genommen. Naheliegend ist hier der therapeutische Ansatz, Maßnahmen zu ergreifen, mit denen die Belastung wieder gleichmäßig verteilt wird. Im frühen Stadium kann dies durch eine einfache Änderung der Schuhsohle erreicht werden. Im fortgeschrittenen Stadium muß hier operativ eine Korrektur geschaffen werden. Bewegung ist das A und O, um einer Versteifung entge genzuwirken.


3. Die Arthrose der Halswirbelsäule kann unter Umständen zu Lähmungserscheinungen im Arm oder in den Händen führen. Das kommt daher, daß die Nervenwurzeln zwischen den Halswirbeln links und rechts heraustreten, sich dann sammeln und bündeln, um weiter in den Arm zu ziehen. Wird auf diese Nervenwurzeln Druck ausgeübt, werden Schmerzen oder aber Lähmungen ausgelöst.

Diese sind bei entsprechender Behandlung oft reversibel (d.h., sie können zurückgebildet werden). Bei einer Arthrose der Halswirbelsäule werden Schmerzen in Arm oder Hand aber auch durch Entzündungen und Blockierungen der Gelenke ausgelöst. Sie sind typisch für Arthrosen und verursachen ausstrahlende Beschwerden. So kann beispielsweise ein eigenartiges Schwellungsgefühl in den Fingern entstehen, ohne daß diese tatsächlich geschwollen sind.

 

Schwäche in den Beinen, ein unsicheres, staksiges Gehen oder eine besondere Neigung zum Fallen können nicht selten auf einen zunehmenden Druck auf das Rückenmark im Halsbereich zurückzuführen sein. Bei derartigen Gangstörungen sollte daher - auch bei älteren Menschen - an eine orthopädische und neurologische Untersuchung der Halswirbelsäule gedacht werden. Diese Schwäche in den Beinen geht übrigens mit keinerlei Schmerzen einher. 

 

Auch bei dieser Form der Arthrose ist Krankengymnastik angezeigt

Hier muß sehr behutsam vorgegangen werden, da die verkürzten Muskeln zuerst gedehnt und die eingesteiften Segmente wieder mobilisiert werden müssen. Weiterhin sollte Getränke mit einem Strohhalm getrunken werden, da beim Trinken aus der Tasse oder dem Glas die Halswirbelsäule überstreckt werden muß. Das Kauen von Kaugummi hat sich in der Praxis als sehr effektiv erwiesen. Dadurch wird die Spannung in den Hals- und Nackenmuskeln deutlich vermindert, wodurch die Hals-Wirbel-Gelenke entlastet werden. 

 

Auch Wärme in dem Bereich, zum Beispiel durch Tragen eines Tuches oder Schals, schafft Entlastung. Und nicht zuletzt sollte, auch im Hinblick auf andere zusätzliche gesundheitliche Gefährdungen, das Rauchen aufgegeben werden. Es gibt mehrere wissenschaftliche Hinweise darauf, daß Rauchen die Belastbarkeit der Bandscheiben vermindert und gleichzeitig die Spannung in den Nackenmuskeln erhöht, was beides eine Arthrose begünstigen kann. 

 

Wie im Eingangssatz erwähnt, tragen uns unsere Gelenke. Je größer das zu tragende Gewicht ist, je größer ist die Belastung auf den Gelenken. Also - z.B. nach den Weihnachtstagen mit Gans, Pfefferkuchen und anderen Schlemmereien sollte wieder eine Ernährung auf die Speisekarte kommen, die einem angemessenen Gewicht Rechnung trägt.