Stütz- und Hebegriffe zum Bewegen des Kranken außerhalb und innerhalb des Bettes

 

 

Die Bedeutung der Mobilität wurde bereits in den vorherigen Kursabschnitten umfassender besprochen. Bewegung ist ein Grundbedürfnis, das bei jedem unterschiedlich ausgeprägt ist. Sie fördert das seelisch-geistige Wohlbefinden und bedeutet für jeden Menschen Unabhängigkeit. Daher ist die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Beweglichkeit sehr wichtig. Halten Sie den Kranken dazu an, soviel wie möglich selbst zu tun und bieten Sie nach und nach, wenn er kräftiger wird, weniger Hilfe an.

 

Gehen neben dem Kranken

 

Sie und Ihr Helfer stehen auf beiden Seiten nahe neben dem Kranken. Sie unterfassen seinen Unterarm von hinten. Ihre andere Hand wird vom Kranken an der Rückseite festgehalten.

 

Eine weitere Möglichkeit ist, Sie stützen mit ihrer rechten Hand den Kranken an der Hüfte. Der Kranke umfaßt Ihre linke Hand mit dem sogenannten Daumengriff. Sie gehen nach Absprache beide mit dem gleichen Fuß vor. Bei seinen ersten Gehversuchen sollte der Kranke nur sehr kurze Wege zurücklegen, die Entfernungen wachsen mit Zunahme der Kräfte. Realistische Ziele sowie Lob und Anerkennung fördern das Vertrauen des Kranken in sich. Hat der Kranke mehr Sicherheit beim Gehen erlangt, ist die Anwendung geeigneter Gehhilfen sinnvoll.

Sie sollten genau die richtige Höhe haben und in der Höhe verstellbar sein. Der Kranke sollte, wenn er aufrecht in der Gehhilfe steht und mit den Händen die Handgriffe umfaßt, seine Arme gestreckt halten können. Der Kranke muß in die Benutzung der Gehhilfen eingewiesen und unter Umständen bei den ersten Versuchen unterstützt werden. Beim Aufstehen darf der Kranke sich nicht auf ein Gehgestell stützen, dieses könnte zusammen mit dem Kranken umkippen.

 

Aus dem Sitzen zum Stehen aufhelfen 

 

Das Aufhelfen zum Stehen ist ein wichtiger Schritt zum Neuerlernen des Laufens. Der Kranke sollte Strümpfe oder Strumpfhosen und feste Schuhe tragen. Hausschuhe sollten nur flache Absätze haben und guten halt bieten. Kleidungsstücke wie Mäntel oder Gürtel müssen gut befestigt sein, so daß ein Stolpern und Ausrutschen von vornherein ausgeschlossen wird.


Das Führen des Kranken

 

  • Gehen neben dem Kranken. Unterfassen Sie den Unterarm des Kranken und umschließen Sie fest dessen Handgelenk. Der Kranke stützt sich dabei an die Hüfte der Pflegeperson.
  • Gehen hinter dem Kranken. Sie stellen sich hinter den Kranken und stützen ihn mit den Händen unter Achseln und Brustkorb.
  • Gehen vor dem Kranken. Stellen Sie sich vor den Kranken und stützen ihn unter den Achseln. Der Kranke stützt sich an Ihren Oberarmen mit den Händen ab. Hierbei können beide den Gehweg nicht sehen, daher ist diese Möglichkeit nicht für lange Strecken geeignet.
  • Gehen mit dem Kranken mit Hilfe einer zweiten Person. Beide Pflegepersonen stellen sich jeweils auf eine Seite des Kranken und umfassen dessen Unterarme, wobei sie fest seine Handgelenke umschließen. Die Ellenbogen des Kranken stützen sich dabei an den Hüften der Pflegepersonen ab.


Gehen mit Gehhilfen

 

Gehhilfen können angewandt werden, wenn eine größere Sicherheit beim Gehen vorhanden ist. Eine kleine Auswahl von verschiedenen Gehhilfen:


Der Gehstock 

Er ist das bekannteste Hilfsmittel in einfacher Ausführung.

 

Die Vierfuß-Gehhilfe 

Er bietet festen Halt durch sicheren Stand.

 

Das Delta-Gehrad 

Er hat drei Räder, das vordere ist schwenkbar. Dadurch ist eine hohe Wendigkeit gegeben. Es steht aber nur dann sicher, wenn die Bremsen mit beiden Händen angezogen werden können. Es ist gut in der Wohnung und auf der Straße einsetzbar.
 

Das Rollmobil 

Es hat vier Räder und ist zusätzlich mit einem Korb und einer Sitzfläche ausgestattet. Sehr gut ist es auch zum Einkaufen gut einsetzbar. Es hat Raum für Einkäufe und erlaubt zwischendurch eine Sitzpause.

 

Die Verwendung von verschiedenen Gehhilfsmitteln kann sinnvoll sein: ein Gehstock im Hause und das Rollmobil für unterwegs. Eine orthopädische Beratung ist ratsam. 


Der Unterarmhebegriff

 

Sie stehen mit gespreizten Beinen an der Seite des Kranken; ihr vor den Füßen des Kranken quer gestellter Fuß verhindert, dass die Füße des Kranken weg rutschen. (Abb. 1) Legen Sie eine Hand unter den Arm des Kranken und fassen Sie die Rückseite seiner Schulter. Bitten Sie den Kranken, ebenfalls ihre Schulterrückseite zu fassen. Mit der freien Hand halten Sie die Stuhllehne fest, wenn Sie nicht an eine Wand gelehnt ist.

Bitten Sie den Kranken, sich mit der anderen Hand an der Stuhllehne (Abb. 2) und mit seinem Fuß an ihrem abzustoßen. Auf das vereinbarte Kommando hin richtet sich der Kranke auf und Sie verlagern ihr Gewicht auf das andere Bein. Jetzt können Sie die Handgriffe wechseln und mit dem Kranken gehen. (Abb. 3)


Sie stehen mit angewinkelten Beinen hinter dem Stuhl und umfassen mit beiden Händen einen vor dem Oberkörper angewinkelten Arm des Kranken. Auf das vereinbarte Kommando hin richten Sie sich aus den Knien heraus auf und heben mit geradem Rücken den Kranken hoch und ziehen ihn zurück zur Rückenlehne. Der Kranke kann eventuell mithelfen, indem er sich an der Armlehne abstützt und/oder sich mit abgestützten Füßen aus dem Sessel hebt.

 

Setzen von der Bettkante auf einen Stuhl 

 

Sie stellen sich in leichter Grätschstellung der Beine und starker Auswärtsstellung der Füße vor den auf der Bettkante sitzenden Angehörigen. Passen Sie ihre Größe der des Kranken an, indem Sie in den Knien nachgeben. Ihre Knie umschließen und sichern dadurch die Knie des Kranken. Umfassen Sie den Kranken mit einer Hand an der Schulter, mit der anderen Hand am Gesäß oder am Rücken. 


Bitten Sie den Kranken, Sie an den Schulter zu umfassen. Auf Kommando richten sich beide auf, dabei verlagern Sie ihr Gewicht auf die Knie des Kranken. Gleichzeitig drücken Sie mit ihren Händen den Oberkörper des Kranken nach oben. Mit kleinen Schritten drehen sich beide zum direkt neben dem Bett bereitgestellten Stuhl. Mit der gleichen Technik wird in den Stuhl abgesetzt.


Sitzt der Kranke länger im Stuhl oder Sessel, so sollte jener so plaziert sein, daß der Kranke das Zimmer und die Tür überschauen und möglichst auch aus dem Fenster schauen kann. Legen Sie auch alle notwendigen Hilfsmittel wie Brille und auch Zeitungen bereit. 


Die Lageveränderung im Bett


1. Höherrutschen:

 

  • Das Kopfteil des Bettes ist flach gestellt, das Kopfkissen wird möglichst herausgenommen
  • Bitten Sie den Kranken, die Füße aufzustellen, die Arme zu verschränken und das Kinn auf die Brust zu legen
  • Stellen Sie sich in Schulterhöhe mit gegrätschten Beinen direkt an das Bett

2. Der Stütz- und Hebegriff:

 

  • Unterfassen Sie mit der Hand die körpernahe Schulter des Kranken; mit der anderen Hand umfassen Sie die körperferne Schulter von hinten, dabei liegt der Kopf des Kranken auf ihrem untergeschobenen Unterarm
  • Auf Kommando heben Sie die Schulter des Kranken in Richtung Kopfende an, gleichzeitig hebt der Kranke sein Gesäß und stemmt sich mit den Füßen ab

3. Aufsetzen im Bett:

 

  • Mit Hilfe des Stütz- und Hebegriffes kann der Kranke auch im Bett aufgesetzt werden

4. Setzen auf die Bettkante:

 

  • Sie stehen mit gegrätschten Beinen in Taillenhöhe am Bett
  • Die Beine des Kranken werden aufgestellt
  • Bitten Sie den Kranken, sein Kinn auf die Brust und die Arme auf den Bauch zu legen
  • Umfassen Sie den Nacken des Kranken bis zur körperfernen Schulter und untergreifen Sie die Knie mit dem anderen Arm
  • Führen Sie die Beine langsam aus dem Bett
  • Drehen und richten Sie den Kranken dabei mit einer Drehung auf, so dass er auf der Bettkante sitzt
  • Jetzt kann er sich mit beiden Händen an der Bettkante abstützen oder er stellt beide Arme hinter sich auf die Matratze
  • Lassen Sie den Kranken die Beine bewegen und bitten Sie ihn, tief durchzuatmen und geradeaus oder an die Decke zu schauen (schaut er nach unten, wird ihm schneller schwindelig)
  • Unterstützen Sie ihn schließlich beim Ankleiden

Achten Sie beim Aufsetzen und Aufstehen immer auf den Kreislauf des Kranken. Hilfsmittel, um die Beweglichkeit des Kranken im Bett zu erhöhen sind z.B.

 

  • der Bettbügel
  • die Bettleiter (ein Bettlaken, am Ende des Bettes festgebunden, bietet die gleiche Möglichkeit, bis eine Bettleiter vorhanden ist)


Denken Sie bei aller Zugewandtheit für den Kranken auch immer an Ihren Rücken, der die Last des Pflegens mitträgt.