Beobachtung der Vitalzeichen Puls und Blutdruck

 

Die Pulskontrolle ist eine einfache und wichtige Untersuchungsmethode zur Kreislaufbeobachtung. Als Puls wird die Druckwelle oder auch das Anstoßen der Pulswelle in den Blutgefäßen bezeichnet.


Die Entstehung des Pulses 

Das Herz läßt sich anschaulich als Motor des Kreislaufes bezeichnen. Es ist ein muskulöses Hohlorgan mit zwei Vorhöfen und zwei Kammern. In Richtung Herz verlaufende Gefäße werden als Venen bezeichnet. Die Venen aus dem Körperkreislauf transportieren das sauerstoffarme Blut zum Herz. Dieses Blut durchläuft den Lungenkreislauf, wo es mit Sauerstoff angereichert wird, woraufhin es wieder zum Herz strömt. Nun pumpt das Herz über sogenannte Arterien das mit Sauerstoff angereicherte Blut in den Kreislauf zurück.

Das Herz arbeitet wie eine Pumpe. Das regelmäßige, rhythmische Zusammenziehen wird als Systole bezeichnet, das Erschlaffen als Diastole. Beim Zusammenziehen werden ca. 70-100 ml Blut in die große Körperschlagader, die Aorta, gedrückt. Dabei kommt es zu einer Érweiterung der Schlagader. Da diese elastisch ist, ist sie bestrebt, sich wieder zusammenzuziehen, wodurch sie das Blut vorantreibt. Die Bewegung setzt sich gleichmäßig fort und ist als Pulswelle zu fühlen. Sie ist überall dort tastbar, wo eine Arterie an der Oberfläche verläuft.

Für die Pulskontrolle geeignete Arterien

Zur routinemäßigen Pulskontrolle wird die Speichenschlagader gewählt. Legen Sie die Kuppen des Ring-, Mittel- und Zeigefingers unterhalb des Daumens in die Grube zwischen Speiche und Sehnenstrang.

Falsch ist es, den Puls mit dem Daumen zu tasten, weil Sie dabei auch ihren eigenen Puls fühlen. Zur Ermittlung der Anzahl der Pulswellen benötigen Sie eine Uhr mit Sekundenzeiger oder eine sogenannte Pulsuhr. Hierbei handelt es sich um eine kleine sanduhr, die auf 15 Sekunden geeicht ist.

Vorgehen: Halten Sie in der einen Hand die Uhr, mit der anderen Hand fühlen Sie den Puls. Der Unterarm des Kranken ist locker gelagert. Mit den Fingerkuppen wird die Schlagader gegen die Speiche gedrückt, bis der Puls deutlich zu tasten ist. Bei der Pulsmessung werden die Pulswellen 15 Sekunden lang gezählt, anschließend wird der gemessene Wert mit 4 multipliziert und in ein vorhandenes Dokumentationssystem eingetragen.

In besonderen Situationen muß der Puls über eine Minute voll ausgezählt werden. Falls eine Herzerkrankung bekannt, der Puls sehr schnell, langsam oder unregelmäßig ist, sollten Sie den Puls eine Minute lang auszählen. Zählen Sie den Puls nicht, wenn der Kranke sich kurz vorher körperlich angestrengt hat. Der Normalwert des gesunden Erwachsenen liegt bei rund 60 bis 80 Schlägen pro Minute.

Abweichungen

 

  • bei einer beschleunigten Pulsfrequenz von 100 Schlägen pro Minute und mehr spricht man von einer Tachykardie.

Ein beschleunigter Puls kann unterschiedliche Ursachen haben wie Erregung, Anstrengung, Fieber, eine verminderte Herzleistung (Herzinsuffizienz), Blutverlust oder eine Schilddrüsenüberfunktion

 

  • bei einer verlangsamten Pulsfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute spricht man von einer Bradykardie.

Ursachen dafür können sein Schlaf, Hunger, Kollaps, Herzerkrankungen, Digitalüberdosierung (z.B. Lanitop, Novodigal, Digimerk). Weitere Normalwerte: Neugeborene: 140/minKinder/ 10 Jahre: 90/minSenioren: 80-85/min. Abweichungen von der normalen Frequenz sind dem Arzt zu melden. Weitere Beurteilungskriterien aus der Pulsfrequenz sind der Pulsrhythmus und die Pulsqualität.

Im Normalfall folgen Pulswellen einander in regelmäßigen Abständen. Kommt es dabei zu Abweichungen, spricht man von einer Arrhythmie (auch: Arhythmie). Rhythmusstörungen können Angst auslösen. Der Kranke braucht dann Zuspruch und Beruhigung. Sie als Pflegeperson sollten nicht nervös werden. Um Arrhythmien richtig zu erfassen, wird der Puls eine Minute lang ausgezählt. Liegen Arrhythmien vor, wird der Arzt benachrichtigt.

 

Mögliche Arrhythmieformen

 

  • Extrasystolen: Zwischen dem Grundrhythmus erfolgen zusätzliche Schläge mit längerer Folgepause. Ursachen dafür können sein: Rauchen, Angst, Nervosität, Herzerkrankungen
  • Zwillingspuls (Bigeminus): Jeder Pulsschlag wird von einem Extraschlag begleitet (Doppelschlag). Ursachen dafür können Digitalisüberdosierung oder Reizleitungsstörungen sein
  • Absolute Arrhythmien: Die Pulsschläge sind vollkommen unregelmäßig. Ursachen dafür können Herzmuskelerkrankungen, Störungen der Reizleitung des Herzens sein
     

Die Pulsqualität
 

Sie ist von der Elastizität, der Spannung und Füllung des Gefäßes abhängig. Normalerweise sollte der Puls weich und voll sein. Ein weicher Puls ist leicht eindrückbar, schlecht zu tasten und kommt bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie), bei ausgeprägter Herzschwäche (Herzinsuffiziens) oder bei Fieber vor. Ein harter Puls ist schlecht einzudrücken, aber leicht tastbar. Er kann auftreten bei ausgeprägten arteriosklerotischen Gefäßschäden, Bluthochdruck (Hypertonie) und bei gesteigertem Hirndruck, verursacht durch Hirntumore oder Hirnödeme.Ein fadenförmiger, schneller Puls tritt bei Schock oder Kreislaufversagen auf. Der Arzt ist dringend sofort zu benachrichtigen. Die Beurteilung der Pulsqualität erfordert lange Übung, bei Unsicherheiten sollte die die Kontrolle durch eine Krankenschwester oder den Arzt erfolgen.

 

Der Blutdruck 

 

Der Blutdruck ist der meßbare Druck in den Arterien. Er ist abhängig von der Herzleistung sowie von der Beschaffenheit und der Elastizität der Arterien. Bei Blutdruckmessung unterscheidet man den systolischen (oberen) und den diastolischen (unteren) Wert. Der systolische Wert gibt das Druckminimum in den Arterien während der Erschlaffungsphase des Herzens an. Der Blutdruck wird mittels Blutdruckgerät und Stethoskop gemessen. Dabei hört man einen Ton. Der Wert des Blutdrucks wird in mmHg (mm Quecksilbersäule) ausgedrückt. Den Vorgang der Messung bezeichnet man als RR-Messung (nach ihrem italienischen Erfinder Riva-Rocci).

Der Blutdruck hängt ab von
 

  • der Herzleistung
  • dem Gefäßwiderstand

Ein hoher Blutdruck liegt laut WHO bei Werten ab 150/90 mmHg vor. Sie sind natürliche Folge von Schreck und Anstrengung. Krankhaft kann Hypertonus auftreten bei Nierenerkrankungen, Arteriosklerose, Übergewicht. 

Auch ohne erkennbare Ursache kann Hypertonus auftreten. Man spricht dann von essentieller Hypertonie.

Ein niedriger Blutdruck liegt vor bei Werten unter 100/90 mmHg (laut WHO) und kann verursacht sein durch Blutungen oder durch Herz- und Kreislauferkrankungen.

 

Durchführung

 

Sie benötigen ein Blutdruckmeßgerät und ein Stethoskop. Vor der Messung sollte der Kranke sich nicht aufregen oder körperlich anstrengen. Die Messung erfolgt bei einem liegenden oder sitzenden Kranken. Der Arm des Kranken soll leicht gebeugt in Herzhöhe liegen. Notfalls abstützen. Der Oberarm darf nicht durch Kleidung eingeschnürt werden. Die luftleere Manschette des Blutdruckgerätes um den linken oder rechten entblößten Oberarm eng und faltenfrei anlegen und schließen, Ventil des Gummiballons schließen. Das Stethoskop aufsetzen und das Membran in die Ellenbeuge legen. Luft in die Manschette pumpen, gleichzeitig den Puls tasten.
 
Wenn der Puls nicht mehr fühlbar ist, wird der Druck noch um etwa 50 mmHg erhöht. Ventil langsam öffnen, dabei den Druck um maximal 3 mmHg pro Sekunde entweichen lassen. Beim ersten hörbaren Ton den Wert am Manometer ablesen (systolischer Wert). Beim letzten Ton oder bei deutlichem Leiserwerden des Tones zweiten Wert am Manometer ablesen (diastolischer Wert). Manschette entfernen und Werte notieren. Nach einer fehlerhaften Messung erst nach einer Pause von etwa 15 Minuten nochmals nachmessen.

Um mögliche Fehlerquellen bei der Messung vorzubeugen, üben Sie die Messung unter Anleitung einer Krankenpflegefachkraft. Eine weitere Möglichkeit der Blutdruckmessung bieten digitale Blutdruckmeßgeräte, die teilweise eine Blutdruckmessung am Handgelenk ermöglichen. Ist eine häufige Kontrolle des Blutdruckes erforderlich, empfiehlt sich die Verwendung eines digitalen Meßgerätes.