Kontrakturenprophylaxe

Eine Kontraktur ist eine fehlerhafte Gelenkstellung infolge einer Inaktivität des Bewegungsapparates (Gelenke, Bänder, Sehnen, Muskeln). Ein Ausgleich dieser Fehlstellung ist dann weder aktiv, also vom Betroffenen selbst, noch passiv, also mittels gezielter Übungen eines Therapeuten, möglich. 

 

 

Ursachen einer Kontraktur

 

  • Inaktivität
  • Längere Ruhigstellung
  • Bettlägerigkeit mit falscher Lagerung
  • Gelenkzerstörende Prozesse

Muskeln schrumpfen durch eine dauernde Untüchtigkeit. Wenn Gliedmaßen wie im Fall einer Bettlägerigkeit über längere Zeit in einer Streck- oder Beugehaltung gehalten werden oder normale Bewegungsabläufe wegen Schmerzen eingeschränkt sind (Schonhaltung), kann als Folge eine Verkürzung der Muskeln und das Verkleben der Gelenkkapseln auftreten. Die Bewegungsfähigkeit der Gelenke wird hierdurch eingeschränkt.

 

Risikofaktoren bei der Entstehung einer Kontraktur

 

Bei der Pflege ist besonders auf folgende Faktoren zu achten. Sie begünstigen die Entstehung einer Kontraktur.

 

  • großflächige Hautvernarbungen
  • Durchblutungsstörungen der Muskulatur
  • Schmerzen und Sensibilitätsstörungen
  • Lähmungen in den Extremitäten 

Besonders gefährdet sind Personen mit entzündlichen Gelenkserkrankungen (Polyarthritis), Nervenlähmungen (Hemiplegie), Verletzungen oder Verbrennungen in Gelenknähe, degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrosen) und Bewußtseinsstörungen. Erkennungszeichen einer Kontraktur sind die offensichtliche Zwangshaltung und schmerzhafte Einschränkungen der Bewegungsabläufe der Gelenke.

 

Formen der Kontrakturen

 

  1. Beugekontraktur. Das ist die Gelenksteife in Beugestellung durch Verkürzung der Muskulatur in der Beugeseite. Dabei ist die Streckung der entsprechenden Extremität nicht möglich. Knie- und Hüftgelenke werden hiervon besonders beeinträchtigt.
  2. Streckkontraktur. Die Gelenksteife wird durch eine Streckstellung verursacht. Auf Dauer wird hierdurch eine erneute Beugung verhindert. Typisches Beispiel dafür ist der Spitzfuß.
  3. Rotationskontraktur. Sie ist Folge einer Verdrehung des Gelenkes, etwa des Ellenbogengelenks.

Maßnahmen zur Verhinderung von Kontrakturen
Kontrakturen lassen sich durch verschiedene gezielte Maßnahmen verhindern und stoppen.

 

Aktive und passive Bewegungsübungen
Die Bewegung und die Erhaltung der noch möglichen Aktivitäten des zu Pflegenden sollten in der Pflege immer im Vordergrund stehen. Hierzu dienen aktive oder passive tägliche Bewegungsübungen aller Gelenke. Aktives Üben setzt voraus, daß der Betroffene in der Lage ist, Bewegungsübungen selbst durchzuführen.

 

Folgende einfache Übungen sind zu nennen:

Füße - kreisen, beugen, strecken; 

Beine - abspreizen und heranziehen; 
Hand-, Ellenbogen- und Schultergelenk - beugen, strecken und drehen.

 

Wenn dem Patienten dies nicht mehr selbständig möglich ist, kann eine helfende Person die gezeigten Übungen durchführen. Dabei werden alle Gelenke einmal täglich konsequent durchbewegt. Die Bewegungen sollten langsam und mit beiden Händen ausgeführt werden. Das A und O bei den Übungen ist die Anleitung, doch ist die individuelle Schmerzgrenze des zu Pflegenden ist vom Laien nicht zu überschreiten! 

 

Die Erweiterung der momentanen Beweglichkeit des eingeschränkten Gelenkes ist einzig dem Physiotherapeuten vorbehalten. Zu einem effektiven Verlauf der Übung gehört auch der richtige Atemrhythmus, der am Anfang so lange vorgegeben und kontrolliert werden muß, bis er dem Betroffenen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Während der Übungen sollten ihre einzelnen Schritte dem zu Pflegenden stets erläutert und durch Mitmachen der anleitenden Person gezeigt werden.


Lagerung zur Verhinderung von Kontrakturen

 

Die zweite prophylaktische Maßnahme ist die richtige Lagerung, worauf besonders bei bettlägerigen Patienten zu achten ist. Wird vom Arzt keine spezielle therapeutische Lagerung verordnet, so ist die Mittelstellung aller Gelenke zwischen extremer Beugung und Streckung, das bedeutet in Funktionsstellung, zu wählen. Bei Personen mit halbseitiger Lähmung, ein häufig nach einem Schlaganfall auftretendes Krankheitsbild, ist darauf zu achten, daß auch die gelähmte Seite mittels eines Kissens unter dem Oberarm unterstützt wird. Die Gelenke der Finger sind halbrund zu lagern, in die aufliegende Hand kann eine mittelgroße zusammengerollte Binde gelegt werden.


Eine besondere Form der Kontraktur ist der sogenannte Spitzfuß. Er entsteht durch das Eigengewicht des Fußes, durch die Inaktivität des Fußgelenkes und durch das Gewicht der aufliegenden Bettdecke. Um das zu verhindern, darf die Bettdecke nicht auf dem Fuß aufliegen. Der Fuß selbst ist senkrecht (Stellung, als ob der Mensch steht) zu lagern. Das erreicht man, indem zwischen Fußsohle und unterer Bettkante ein fester Gegenstand gelegt wird, so daß der Fuß in Funktionsstellung ist. Bei täglichen Übungen und sachgerechter Lagerung kann eine Kontraktur weitestgehend vermieden werden.